Samstag, 31. März 2012

xxxDAS STADIONSKELETTxxx

Yo,

es ist nach 20 Uhr und die Eintracht ist immer noch Spitzenreiter, da Greuther Fürth nur ein mageres 1:1 gegen Wismut Aue zustande gebracht hat. Gäbe es hier einen "Gefällt mir"-Button wie bei einem hiesigen Social Network, dann würde ich ihn umgehend drücken. Gibt's aber nicht. Macht aber auch nix. Getrübt wird meine Freude über den gestrigen Sieg und die daraus resultierende Tabellenführung im Unterhaus nur durch den Umstand, dass ich fiebrig verquollen im Bett liege. Da war wohl mein dünnes Jäckchen im Stadion wohl zuwenig. Egal, Mund abwischen und weitermachen mit ruhen...

Als ich am Freitag Nachmittag am Hauptbahnhof aufschlage, durchfährt mich ein Gefühl, dass wohl jeder kennen dürfte: Hunger! Glücklicherweise sind die Möglichkeiten zur Essensaufnahme im Hauptbahnhof zuhauf vorhanden und nach kurzer Überlegung entscheide ich mich wieder für eine klassische Currywurst mit Pommes bei den Wursthelden am Gleis 24. Freundlichkeit ist diesmal allerdings Mangelware. Anstatt wie gewohnt meine Bestellung entgegenzunehmen, werde ich von der Bedienung angebrüllt, welche Wurst ich als Curryvariante haben will. Fast schon verschüchtert gebe ich meinen Wunsch an, bezahle und nehme anschließend das Mahl ein. Naja, bin ja nicht nachtragend.

Frisch gestärkt entere ich die Tram Richtung Stadion und bekomme prompt eine SMS vom Invader Ace mit dem Inhalt: "Guckst du 3 Uhr". Hä? Wie jetzt? Was ist denn um drei Uhr? Ach so, er meint die Richtung und schon erblicke ich den Absender der Nachricht. Da ich an der Friedensbrücke wieder aussteigen muss, um den Herrn Brenner einzusammeln, wird fix die Trinkbude am Forsthaus als Treffpunkt auserkoren.

Das warten auf Herrn Brenner an der Haltestelle hinter der Friedensbrücke erweist sich als unangenehmes Unterfangen, da es doch arg und kühl windet und dezenter Nieselregen einsetzt. Fuck! Da hält ein Trainingsjäckchen nicht wirklich warm. Also beschließe ich, diesen unwirtlichen Ort zu verlassen, besteige die nächste Tram und lasse mich am Forsthaus wieder rausschmeissen. Bei wärmenden Maßnahmen (Bier) plaudert Ace zur allgemeinen Erheiterung aus dem beruflichen Nähkästchen und der Herr Brenner stößt dann mit etwas Verspätung auch noch hinzu.

Frisch gewärmt reihen wir uns in den Tross, der sich Richtung Stadion bewegt, ein, bewundern wie jedesmal das künstlerisch hochwertige Hundemotivgraffiti am Vereinshaus des Schäferhundzüchter und sind dann auch schon an der Einlasskontrolle, die wie üblich ohne ernsthafte Leibesvisitation seitens der Ordnungskräfte überwunden wird.

Am Stadion verteilt sich unsere Gruppe zügig in die Blöcke, da der Anpfiff kurz bevorsteht und ich nehme meinen altbewährten Platz ein. Merkwürdigerweise sind die Sitze neben mir verwaist und ich frage mich, wo meine üblichen Nachbarn abgeblieben sind. Just in diesem Moment sehe ich einen der Vermissten am unteren Ende der Blocktreppe. Er erblickt mich ebenso, erklimmt die Treppe und gibt mir, als er bei mir angekommen ist, einen dicken Kuss auf meine Wange und klopft mir feste auf die Schulter. Dabei weiß ich nichts über ihn. Absolut gar nichts. Keinen Namen. Keinen Wohnort. Nichts. Aber ich bin irgendwie trotzdem froh, dass er da ist.

Spitzenreiter
In der ersten Viertelstunde nach Anpfiff der Partie versucht die Eintracht früh Druck auf die Gäste aus Bochum auszuüben und hat damit auch nach 18 Minuten prompt Erfolg: Kittel versucht eine Flanke volley im Tor der Gäste zu versenken aber trifft den Ball nicht richtig und leitet ihn so zu Idrissou, der den Ball mit dem Kopf nur noch einzunicken braucht. Geil. Wieder eine frühe Führung. Alle im Stadion mit Ausnahme der wenigen Bochumer sind beglückt und ein junger Mann fliegt oberkörperfrei mit dem Kopf voran die Blocktreppe herunter. Passiert ist ihm nichts, denn ein paar Minuten später kommt er lächelnd mit einem Träger Bier die Treppe wieder hinauf. Aufgrund seines sehr hageren Körperbaus bekommt er von uns den Spitznamen "Stadionskelett". Es scheint ihn mit Stolz zu erfüllen.

Mittlerweile geht's unten auf dem Rasens weiter. Der VFL spielt mittlerweile recht passabel mit aber verbreitet nicht wirklich Torgefahr. Das wiederum übernehmen die Hausherren mit Erfolg. 14 Minuten nach dem 1:0 erzielt Meier seinen 16. Saisontreffer. Und was für eins: Aus der Drehung hämmert er den Ball unter die Latte. Unhaltbar sowas! Und dann setzt Hoffer mit dem Kopf noch das 3:0 drauf. Jawoll! Spitzenreiter! Hier brennt heute nichts mehr an. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass ein Bochumer ein paar Minuten später frei vor Nikolov den Ball an den Pfosten nagelt. Pah.

In der zweiten Halbzeit fährt die Eintracht im Schongang den Sieg nach Hause und entsprechend wenig gibt es auf dem Rasen zu sehen. Nur Meier und Hoffer haben gegen Ende dann noch die Möglichkeit, den Spielstand zu erhöhen und etwas für die Tordifferenz zu tun. Leider erfolglos.



Nach dem Spiel mache ich mich glücklich beseelt auf den Heimweg. Dort erwartet mich schon die Geburtstagssause meines Nachbars und bei ein paar Binding Adler lasse ich mir beim Tischfussball gehörig den Hintern versohlen...

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