ein leichtes Kratzen hat heute früh meinen Aufstehvorgang aus dem Bette begleitet. Tja, das dürfte dann wohl das Mitbringsel aus München sein, der Hauptstadt der Bewegung. Dabei war das Wetter am Samstag mehr als ordentlich:
Froschquaken! Ich schrecke aus meinem Bett auf und schaue entsetzt auf mein Wischtelefon. Es ist Samstag, sechs Uhr morgens und die mobile Telekommunikationseinheit gibt mir zu verstehen, dass ich gefälligst aufzustehen habe. Ach ja, da war ja was. Wir fahren ja heute zum Auswärtsspiel nach München. Nun gut, also ab unter die Dusche, einen trendy Kühlschrankkaffee aus dem Plastikkelch abkippen und ab gehts im Nieselregen zur Taunusanlage, um mit der Bahn zum Hauptbahnhof zu gelangen. Dort gehts sogleich ins Gleis 25, um mit den ersten Reisebegleitern ein gepflegtes Frühstück (Sauergespritzer) einzunehmen. Trotz noch vorhandenem Zahnpastageschmack (und dem PUR-Hitmix im Hintergrund) läuft der Schoppen erstaunlich gut. Da stört mich noch nicht einmal die penetrante Raucherei.
Frisch gestärkt machen wir uns auf dem Weg zur Südseite des Bahnhofs, an der laut Planung der Reisebus wartet. Und das tut er dann auch pflichtbewusst und so geht es mit leicher Verspätung auch schon los Richtung Stadion, um die restliche Reisegruppe aufzusammeln. Auch das gelingt ohne Probleme und wenige Minuten später sind wir schon auf der Autobahn Richtung Süden. Der Regen prasselt monoton auf die Scheibe und verhilft dem ein oder anderen zur Verlängerung der Schlafphase.
Kaffeefahrt |
Hinter Seligenstadt hellt es bemerkenswert schnell auf und die Sonne zeigt für die Jahreszeit eine abnormale Strahlkraft, was auch Auswirkung auf die Aktivität im Bus hat. Die letzten Schläfer erwachen, die Konversationen werden nun zahlreicher und auch die Trinkaktivität erreicht ein akzeptables Niveau. Die zunehmende gute Laune wird dann durch die aktuellsten Neuigkeiten getrübt, die durch unseren Reiseleiter bezüglich der unverschämten Ganzkörperkontrollen am Münchner Stadion verkündet werden. Diese Massnahmen wurden ja erst am gestrigen Abend bekannt und laut den neuesten Infos sollen diese nun auch tatsächlich stattfinden, trotz der Interventionen durch die Eintracht und der Frankfurter Polizei. Daraufhin fällt mir umgehend der Kommentar ein, den ich zuvor im Internet gelesen habe: "Faschistoides Dreckpack"! Kann man getrost so stehen lassen, denn eine offensichtlichere Provokation gibt es wohl nur selten. Viele überlegen sich, erst gar nicht das Stadion zu betreten und auch ich bin diesem Schritt im Falle einer Ganzkörpervisitation nicht abgeneigt. Schließlich hat keiner das Recht, in meine Privatsphäre "einzudringen" (Wahnsinnswortspiel!)...und schon gar nicht der bayerische Staat. Soviel dazu...
Naja, wir haben noch ein einige Kilometer vor uns und wir versuchen, uns die gute Laune nicht verderben zu lassen. Da kommt Günthers CD-Auswahl gerade recht und mit "Hello Again" vom guten alten Howie Carpendale wird auch prompt der Mottosong dieser Fahrt gekürt. Somit vergehen die restlichen eineinhalb Stunden quasi wie im Flug und kurz vor 14 Uhr können wir schon das "Schlauchboot" am Firmament erkennen. Der Bus steuert souverän den Parkplatz an und da dort striktes Alkoholverbot herrscht, machen wir uns auch recht zügig zum Stadioneingang auf. Dort angekommen fallen uns auch schon die zwei Zelte der Polizei auf, die wohl für die Kontrollen vorgesehen sind. Ohne große Hindernisse passieren wir die Einlasskontrollen und auch die Polizei würdigt uns keines Blickes. Anscheinend machen wir einen ungefährlichen Eindruck.
Mit neuem Tatendrang begeben wir uns auf Erkundungstour und entdecken nach einiger Zeit das Stadionbistro. Aha, ein Bistro in einem Fussballstadion. Aber da Sightseeing bekanntlich durstig macht, entern wir die etwas befremdlich wirkende Örtlichkeit und finden uns in einer Art Kantine wieder, die denen in den hiesigen IKEA-Märkten nicht unähnlich ist. Mich überkommt der Drang, zu meinem Weissbier ein Billyregal zu bestellen, unterlasse es dann aber doch. Der Gag würde wohl nicht zünden. Zu humorlos erscheint uns die schlecht gelaunte Bedienung.
Einen Koch am Start haben aber kein Pils |
Wir nehmen an einem verwaisten Tisch Platz, das Weissbier schmeckt ausnahmsweise mal nicht nach
Kurz vor Anpfiff nehmen wir unsere Plätze auf dem Oberrang ein und müssen empört bemerken, dass neben uns Bier getrunken wird. Dabei war doch im Vorfeld groß und breit angekündigt, dass der Verzehr von Speisen und Getränken im Block untersagt ist. Also quatschen wir den Nachbarn an und bekommen als Antwort: "Das ist Leichtbier. 2,5% Alkohol oder sowas. Das darf man". Aha, so ist das also. Bloß keine Ausgelassenheit auf dem Gästerang.
Tolle Stimmung (hier nicht im Bild) |
Nach diesem Offenbarungseid pfeift der (Un)parteiische das Spiel an und der FC Bayern macht gleich ganz gut Dampf nach vorne, vor allem Ribery strahlt Gefahr aus. Aber die Unkonzentriertheit seitens der Bayern und Kevin Trapp seitens der SGE sorgen dafür, dass keine Tore fallen. Die Eintracht kommt mit der Zeit immer besser in die Partie und hat selbst durch Aigner und Meier zwei gute Chancen aber der Ball rauscht jeweils am Tor vorbei. So etwas rächt sich bekanntlich ja ganz gerne mal und so macht Ribery nach einem Konter der Münchner das 1:0. Mmmh, irgendwie haben wir es kommen sehen aber aber ein Rückstand kurz vor der Pause ist immer unschön.
In der zweiten Halbzeit geht die Eintracht nun engagierter zu Werke und besorgt auch fast den Ausgleich als Bamba Anderson eine Flanke an die Latte köpft. Huh, hier scheint was zu für uns drin zu sein. Die Bayern bleiben allerdings lange durch ihre Konter gefährlich aber Trapp hält wie schon so oft die SGE mit seinen Paraden im Spiel. Das 2:0 kann er allerdings dann nicht verhindern: Schweinsteiger läuft in den Frankfurter Strafraum und bleibt an der Hand (!) von Demidov hängen. Das muss so ungeheuer schmerzen, so das der deutsche Nationalspieler zu Boden stürzt. Der (Un)parteiische pfeift und zeigt auf den Punkt. Kollektives Ausrasten im Stadion: Die Bayern aus Freude und wir aus Zorn. Mieses Ding. ganz mieses Ding. Alaba verwandelt dann humorlos den fälligen Strafstoß und sorgt somit für die Entscheidung. Das restliche Spiel läuft dann nach dem gleichen Schema wie vorher ab: Die Eintracht versucht nach vorne zu spielen während der FCB sich aufs Kontern konzentrierte. Aber Trapp hält was zu halten ist.
Ja danke aber nein danke |
Dann folgt der Abpfiff und irgendwie schwankt man zwischen Enttäuschung und der Gewissheit, dass die Eintracht zumindest phasenweise gut dagegengehalten hat. Dementsprechend verharren wir noch etwas auf der Tribüne und machen uns dann langsam aber sicher auf den Rückweg zum Bus. Dabei beobachten wir zwei jüngere Herrschaften, die von drei (!) Mannschaftswagen der Polizei zum Bus eskortiert werden. Immerhin ein Erfolgserlebnis für die Polizei.
Ein Spruch mit "Knallrotes Gummiboot" war mir dann doch zu abgeschmackt |
Die Rückfahrt verläuft dank Howie Carpendale (Back To Howie-Island) und diverser Hopfenkaltschalen recht entspannt und alsbald erreichen wir die Südseite des Frankfurter Hauptbahnhofs, dem Startpunkt unseres kleinen Road Trips. HELLO AGAIN...
Vielen Dank für den Bericht! Und das Bild vom Benny auf Klassenfahrt!
AntwortenLöschenEs hatte in der Tat etwas von einer Klassenfahrt: Miese Schlager, etwas Kultur und Alkohol...
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